Zeitschrift

DAS SCHÖNSTE LAND

Historische Lieder aus
dem deutschen Südwesten

Absolutismus 

Heft 2-3/2001 , Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis 

 

Die Schwäbische Bauernklage

Der Liedtext nimmt die vielen Beschwerden der Bauern des 17. Jahrhunderts auf. Darüber hinaus ist sein Inhalt repräsentativ für die ganze Zeit des Feudalismus.  

Der Gefangene

Christian Friedrich Daniel Schubart, der Verfasser von Text und Melodie, ging als äußerst widersprüchliche Person in die Geschichte ein. Politischer Journalist, Komponist und Aufklärer sind nur einige seiner Tätigkeiten. Seine Zeitgenossen beurteilten ihn sehr unterschiedlich.
Sein Sohn Ludwig meinte: "Schade, dass ihm ein kleiner Despot den Kern seines Lebens rauben durfte ... Er hätte Meisterwerke für die Nachwelt aufgestellt; denn er war einer der talentvollsten Männer seiner Zeit."
Der Literaturprofessor Balthasar Haug schrieb: "Hat eine rasende Begier zu brillieren und ist doch niederträchtig bis unter den Pöbel hinunter. Ein Feind der Obrigkeit, ein Hasser aller Ordnung ..."
1739 wurde Schubart in Obersontheim geboren und wuchs danach in Aalen auf. In der folgenden Schulzeit in Nördlingen begann er zu komponieren. In Erlangen studierte er Theologie. 1764 wurde er Präzeptor in Geislingen/Steige, 1769 kam er an den Hof in Ludwigsburg, musste diesen aber bald wieder wegen seiner Ausschweifungen verlassen. Nach verschiedenen Stationen erreichte er Ulm, wo er für zwei Jahre seine "Deutsche Chronik" herausgab, in der er aufklärerische Ideen verbreitete und von der er einigermaßen leben konnte. 1777 wurde er auf württembergisches Gebiet gelockt, gefangen genommen und auf dem Hohenasperg für zehn Jahre eingekerkert. In dieser Zeit entstand das Lied "Gefangner Mann, ein armer Mann ...". 1787 wurde er entlassen und als Theaterdirektor in Stuttgart eingestellt. Die Französische Revolution begrüßte er enthusiastisch. 1791 starb er an den Folgen seiner langjährigen Haft.

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Die Fürstengruft

Von Christian Friedrich Daniel Schubart

Da liegen sie, die stolzen Fürstentrümmer,
Ehmals die Götzen ihrer Welt!
Da liegen sie, vom fürchterlichen Schimmer
Des blassen Tags erhellt!

Die alten Särge leuchten in der dunkeln
Verwesungsgruft wie faules Holz;
Wie matt die großen Silberschilde funkeln,
Der Fürsten letzter Stolz!

...

Da liegen Schädel mit verloschnen Blicken,
Die ehmals hoch herabgedroht,
Der Menschheit Schrecken! Denn an ihrem
Nicken / Hing Leben oder Tod.

Nun ist die Hand herabgefault zum Knochen,
Die oft mit kaltem Federzug
Den Weisen, der am Thron zu laut gesprochen,
in harte Fesseln schlug.

 

Die Gründe für seine Inhaftierung standen im Haftbefehl: Schubart habe es "in seiner Unverschämtheit so weit gebracht", dass "fast kein gekröntes Haupt und kein Fürst auf dem Erdboden sei", den er nicht in seinen Schriften auf das "freventlichste angetastet" habe. Man müsse "durch sichere Verwahrung seiner Person die menschliche Gesellschaft von diesem unwürdigen und ansteckenden Glied reinigen."
Sicher war Herzog Carl Eugen persönlich beleidigt, Schubart hatte die Herzogliche Militärakademie eine Sklavenplantage genannt und die häufige herzogliche Begleiterin Franziska von Hohenheim "Donna Schmergalina" tituliert. Andererseits spielte wohl die Intervention des Wiener Hofes eine gewisse Rolle. Von dort aus agierten in erster Linie die Jesuiten, die Schubart oft angegriffen hatte.

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Herzog Carl Eugen 

Mögliche Aufgaben

  1. Stelle die Merkmale der Regierung Herzog Carl Eugens zusammen. Was kann daran kritisiert werden?
  2. Inwiefern war Schubart ein typischer Aufklärer?
  3. Wie stellt er seine Haft dar? Beschreibe die verwendeten sprachlichen und musikalischen Mittel.

Soldatenlied von Schubart

"Mit zwei Studenten, die Herzog Carl ohne Weiteres ausheben ließ, gedichtet"

Schon während der Regierungszeit Herzog Alexanders wurde das Militär ausgebaut. Herzog Carl Eugen schließlich hatte einen noch größeren Bedarf an Soldaten. Für eigene Feldzüge, aber auch zur Abgabe an fremde Mächte gegen Bezahlung wurden dauernd neue Rekruten gesucht. Dazu wurden zwei Mittel verwendet, die Werbung und die Aushebung. Wer einmal dabei war, wurde so lange als möglich festgehalten. Die Stimmung war zumeist sehr schlecht, da die meisten nicht freiwillig dienten. Das erste Soldatenlied, das bei Steiff unter der Überschrift "Aus der Zeit der gewaltsamen Aushebungen" aufgeführt ist, stammt aus dem Jahr 1781. Es wurde von Schubart zusammen mit zwei Studenten auf dem Hohen Asperg verfasst. Überliefert wurde es von Johann Steininger, einem Soldaten, der zur Bewachung eingesetzt war. Er teilte es Gustav Diezel mit, als dieser eine Strafe auf dem Hohenasperg verbüßte und danach ein kleines Büchlein mit den Erinnerungen Steiningers veröffentlichte, das neben anderen dieses Lied enthält. Darin erzählt er, wie Schubart Schauspiele verfasste und diese mit dem Wachpersonal und Häftlingen aufführte.

Theater im Gefängnis

Von Johann Steininger

War das Theater vorbei, so hatte Schubart die Erlaubnis, mit seiner Gesellschaft in die uns zugewiesenen Schulzimmer zu ziehen, wo er ungestört bis spät in die Nacht mit uns zechen und fröhlich sein durfte. Hier lehrte er uns eine Menge meist lustiger Schelmenlieder, von denen ich mehrere bis auf den heutigen Tag mit Melodie und Text in meinem Gedächtnis habe. Schubart dichtete diese Lieder und komponierte auch zugleich eine Melodie dazu. (Zitiert nach Steiff / Mehring, S. 700)

Württembergisches Soldatenlied

Das Lied ist im 18. Jahrhundert entstanden. Aufgezeichnet ist es zum ersten Mal in Meiers Schwäbischen Volksliedern 1855. Ludwigsburg war eine der größten Garnisonen. Das vorliegende Lied stellt das Soldatenleben sehr freundlich dar und diente sicher auch dazu, die Soldaten mit ihrem Dasein zu versöhnen. Dennoch werden einige Aspekte unbeabsichtigt deutlich. Wenn es heißt "alle Häuslein zerrissen" wird deutlich, dass auch im 18. Jahrhundert die Zivilbevölkerung unter den Kriegen gelitten hat. "Wir kaufen das Fleisch wohl alles bei Pfund" und "wie die Fürsten, die Grafen" zeigt, dass die Soldaten auf Kosten der übrigen Bevölkerung bei Laune gehalten wurden.

Mögliche Aufgaben

  1. Finde heraus, warum der Bedarf an Soldaten im 18. Jahrhundert so groß war.
  2. Stelle die Vor- und Nachteile des Soldatenlebens zusammen, die in den beiden Soldatenliedern genannt werden.

Texte und Melodien der Lieder

 


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