Zeitschrift

DAS SCHÖNSTE LAND

Historische Lieder aus
dem deutschen Südwesten

Der Dreißigjährige Krieg 

Heft 2-3/2001 , Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis 

Schwäbischer Totentanz

Das Lied charakterisiert die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die allgegenwärtige Todeserfahrung wird in ihren vielen konkreten Erscheinungen benannt. Auch das häufige Motiv der Gleichheit vor dem Tod wird verwendet. Von dieser Grundstimmung ausgehend wird ein konkretes historisches Beispiel vorgestellt.

Klaglied über die Zerstörung Calws

Das Jahr 1634 wurde für Württemberg zum schlimmsten Jahr des Dreißigjährigen Krieges. Durch eine allgemeine Wende der Verhältnisse rückte das Land in den Mittelpunkt des Krieges mit all seinen Folgen. Nach der Ermordung des Feldherrn der Liga, Wallenstein, trat König Ferdinand an die Spitze des katholischen Heeres. Damit nahm der Krieg eine andere Richtung und wesentlich größere Ausmaße an. Von Osten zog das Heer durch Bayern bis vor Nördlingen, dort wurden die Schweden und ihre württembergischen Verbündeten geschlagen und Württemberg als feindliches Land besetzt. Das Lied ist offenbar unmittelbar nach den Ereignissen entstanden. 

Als Verfasser wird Johann Valentin Andreä (1568-1654) angesehen (Steiff / Mehring). Er war zu jener Zeit Superintendent in Calw und war auch als Dichter hervorgetreten. Nach der Einnahme Calws musste er fliehen und gehörte zu denen, die in den Wäldern gejagt wurden. Als er nach Calw zurückkehrte, fand er seine ganze Habe zerstört. Er nahm sich sofort seiner Gemeinde an und machte sich daran, durch Organisation von Hilfsgeldern und viele Aktivitäten die Not zu lindern. Nach dem Krieg wurden auf seinen Vorschlag hin Kirchenkonvente eingerichtet. Diese Institutionen sollten der allgemeinen Verrohung entgegenwirken und überwachten das sittliche und religiöse Leben der Gemeinden bis ins 19. Jahrhundert. Musikalisch wird ein Choral von Johannes Burmeister verwendet: "Ach Gott, vom Himmel sieh darein".

img35.gif
Belagerung von Villingen 1633 

Ulmisches Danklied für den Frieden

Das Lied zeigt das Ende des Dreißigjährigen Krieges aus der Perspektive der Hauptbetroffenen: der Bevölkerung. Nach dem Leid des Krieges wird der Friede überschwänglich und mit großen Hoffnungen begrüßt. Das vorliegende Lied verwendet die Melodie eines Kirchenliedes, um für diesen Frieden zu danken ("Wie schön leuchtet der Morgenstern").

1645 fanden die letzten Kampfhandlungen in Württemberg bei Herbsthausen (Bad Mergentheim) statt, danach gab es allerdings immer wieder Übergriffe von durchziehenden Söldnergruppen. 1648 war Frieden geschlossen worden, 1650 waren die letzten Hindernisse bei der Durchführung beseitigt. Am 4. September 1650 fand ein Dankgottesdienst in Ulm statt, zu diesem Anlass entstand der vorliegende Text.

Mögliche Aufgaben

  1. Informiere dich darüber, in welchem Zusammenhang die Ereignisse des Jahres 1634 stehen.
  2. Stelle die Ereignisse in Calw zusammen.
  3. Stelle dir vor: du bist ein Kind in Calw im Jahr 1634. Schreibe einen Brief an einen Freund oder eine Freundin und berichte von dem, was geschehen ist.
  4. Worauf führt der Verfasser die Ereignisse zurück? Versuche eine Erklärung dieses Standpunktes.
  5. Welche Bedeutung hatte der Westfälische Frieden für die Bevölkerung und wie wird dies zum Ausdruck gebracht?
  6. Vergleiche die Melodien der beiden Lieder anhand des folgenden Polaritätsprofils.
     

Einfach

 

 

 

 

Kompliziert

Oberflächlich

 

 

 

 

Tiefsinnig

Angespannt

 

 

 

 

Gelöst

Kühl

 

 

 

 

Gefühlvoll

Traurig

 

 

 

 

Froh

Gehemmt

 

 

 

 

Schwungvoll

 

Der Dreißigjährige Krieg im deutschen Südwesten

1618 Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Württemberg ist Mitglied der protestantischen Union, ihre Gegner schließen sich in der katholischen Liga zusammen.

1622 Der Markgraf von Baden stellt ein Heer auf und wird bei Wimpfen von der Liga unter General Tilly geschlagen.

1628 werden 16 000 habsburgische Söldner in Südwestdeutschland einquartiert und müssen versorgt werden. Die ehemals katholischen Klöster, die während der Reformation aufgelöst worden waren, müssen zurückgegeben werden und es rücken wieder katholische Äbte ein.

1630 Durch das Eingreifen der Schweden erringen die Protestanten einige Siege. Die Württemberger gehen gegen Klöster und Gebiete der Habsburger vor.

1633 tritt Württemberg dem "Heilbronner Bund" zwischen süddeutschen Territorien und den Schweden bei. Im Winter 1633/34 gelingt es, die Kaiserlichen von dem Lande fern zu halten, dazu wird Hechingen und der Hohenzollern erobert.

1634 Am 27. August werden die Schweden und ihre württembergischen Verbündeten bei Nördlingen geschlagen. Das kaiserliche Heer besetzt Württemberg als feindliches Land. Der Herzog flieht nach Straßburg, am 10. September zieht König Ferdinand in Stuttgart ein. Die geschlagenen Gegner wurden auf der Flucht verfolgt und das kaiserliche Heer wälzte sich durch ganz Württemberg. Überall wurden Orte vernichtet und geplündert. Zu den am schlimmsten betroffenen Orten gehörte Calw. Der bayerische General Johann von Werth erschien im September vor der Stadt. Erzürnt, dass ihm nicht sofort geöffnet wurde, ließ er die Stadt plündern, nachfolgende Truppen äscherten die Stadt sogar ein. Die Stadt hatte vor der Katastrophe 3832 Einwohner, danach 1528 und brauchte Jahrzehnte, bis sie sich wieder davon erholt hatte. In ähnlicher Weise wird das ganze Land ausgeplündert, zusätzlich bricht die Pest aus.

1638 kann der Herzog zurückkehren, das Land bleibt aber aufgeteilt und ist den Besatzern ausgeliefert.

1648 wird das Land im Westfälischen Frieden wieder hergestellt. Ein Drittel seiner Äcker und Wiesen sind verwüstet, die Hälfte der Häuser ist zerstört und die Einwohnerzahl war von 400 000 auf 150 000 zurückgegangen.

img36.gif
Die Schrecken des Krieges (von Jacques Callot) 

Texte und Melodien der Lieder

 


Copyright ©   2001  LpB Baden-Württemberg HOME

Kontakt / Vorschläge / Verbesserungen bitte an: lpb@lpb-bw.de