Zeitschrift 

Der Landtag von
Baden-Württemberg

 

 

 

 

Heft 4/2004, 
Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis

ZU BESUCH IM LANDTAG - 
DAS LANDESPARLAMENT ALS LERNORT


HINWEISE FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER

Der Landtag muss als Ort außerschulischen politischen Lernens erst erschlossen werden. Ohne Vorkenntnisse und ohne Beurteilungskriterien ist das Geschehen im Plenarsaal kaum zu verstehen. Der Besuch des Landesparlaments sollte immer Teil einer Unterrichtseinheit sein, keinesfalls aber ein isoliertes Vorhaben.

"Der Besuch des Landtags durch Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende, Anwärter und sonstige Jugendgruppen ist im Rahmen der gemeinschaftskundlichen Bildung nützlich und wünschenswert. Die Besuche werden daher vom Landtag gefördert und finanziell unterstützt. Der Landtag führt Besuchsprogramme an Plenarsitzungstagen, an anderen Sitzungstagen sowie in der sitzungsfreien Zeit durch."1

Für die Anmeldung von Schulklassen wenden Sie sich bitte direkt an den Besucherdienst (vgl. Übersicht S. 15). Bei der Entscheidung, ob Sie Ihre Schülerinnen und Schüler für das Plenartags- oder für das so genannte "Schulklassenprogramm" anmelden, beachten Sie - neben den pädagogischen Aspekten - bitte Folgendes:

Von den jährlich etwa 40.000 Gästen des Landtags sind in der Regel etwa die Hälfte Schülerinnen und Schüler aller Schularten. Beim Blick in den Sitzungsplan des Jahres 20052 mit 21 Plenarsitzungs- und etwa 75 Ausschuss- bzw. Fraktionssitzungstagen ist bereits an den Zahlen erkennbar, dass für die Planung von Besuchen mehr Spielraum bei den Ausschusstagen besteht. Stellt man zudem den Wunsch mehrerer hundert Erwachsenengruppen in Rechnung, den Landtag "in Aktion" zu erleben, so lässt sich die Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot für Plenartagsbesuche erahnen. Immerhin erhalten aber rund sechzig Prozent der angemeldeten Schulklassen einen Termin. Wichtig ist: Die Anmeldung zu einem Schulklassenbesuch muss innerhalb der ersten vier Wochen nach Schuljahresbeginn erfolgen (vgl. Übersicht S. 15).


1 Richtlinien des Präsidenten des Landtags über die Einführung von Schülerinnen und Schülern sowie sonstigen Jugendgruppen in die Parlamentsarbeit in der Fassung vom 1. Dezember 2003, S. 1.

2 Sitzungsplan 2005 im Internet unter www2.landtag-bw.de/aktuelles/termine/sitzungsplan-2005.pdf

LMZ

 

Besuchsprogramme für Schulklassen im Landtag von Baden-Württemberg (Stand: 03.05.2004)*
FÜR SCHULKLASSEN AUS ANMELDUNG ANMELDEBESTÄTIGUNG
Hauptschule ab Klasse 8 (2. Halbjahr)

Realschule ab Klasse 9

Gymnasium ab Klasse 10
(bzw. Klasse 9 bei acht-jährigem Gymnasium)

Sonder- und Förderschule ab Klasse 8 (2. Halbjahr)

Berufsschule

Anmeldezeitraum
:In den ersten vier Wochen nach den Sommerferien

Anmeldestelle:
Landtag von Baden-Württemberg Besucherdienst (BSD)
Konrad-Adenauer-Str. 370173 Stuttgart
Fax: 0711/2063-299
Tel.: 0711/2063-228

www.landtag-bw.de/
kontakte

Alle angemeldeten
Schulen erhalten eine Anmeldebestätigung.
Hier können Lehrerinnen und Lehrer die elektronisch erfassten Daten nochmals überprüfen und ggf. telefonisch ändern oder ergänzen.

 

 
TERMIN EINLADUNG
Der Besuchstermin wird vom Landtag festgelegt
(unter Berücksichtigung von Schulart, Klassenstufe, Wahlkreis, Gruppengröße u.v.m.).
Sie erfolgt schriftlich etwa sechs Wochen vor Termin.

 

 
PROGRAMME a) bei Plenarsitzungen
(max. 70 Pers./Gruppe)
ABLAUF Gesamtdauer 2 Stunden
30 Min. Einführung (BSD)
60 Min. Besuch der Plenartribüne
30 Min. Gespräch mit Wahlkreis-abgeordneten oder deren Vertreter

 

 
b) an Sitzungstagen der Ausschüsse/Fraktionen (Di, Mi, Do) c) in sitzungsfreien Wochen sowie Montag und Freitag (max. 125 Personen/Gruppe)
Gesamtdauer 2 Stunden
(Sonder-/Förderschulen ca. 1,5 Stunden)
45 Min. Einführung (Rollenspiel) im Plenarsaal
15 Min. Film
60 Min. Gespräch mit Wahlkreis-abgeordneten oder Vertretern;
so genanntes "Schulklassenprogramm"
Teilweise Schulklassenprogramme, aber in der Regel Besuchstage für sonstige Gruppen.

* Für Besuchsprogramme mit Austauschschülerinnen und -schülern gelten besondere Bedingungen.

 

Vor- und Nachbereitung

Unabdingbare Voraussetzung für einen - im Sinne der politischen Bildung - erfolgreichen Landtagsbesuch ist die gründliche Vor- und Nachbereitung des Besuchs im Unterricht. Das vorliegende Heft enthält hierzu alle wesentlichen Aspekte.

Unabhängig von der Frage, ob der Besuch nun an einem Plenartag oder an einem sonstigen Sitzungstag außerhalb des Plenums stattfindet, sollte der Besuch des Landesparlaments am Ende der Unterrichtseinheit stehen. Als Unterrichtseinstieg ist insbesondere der Plenumsbesuch nicht geeignet, weil die Jugendlichen ohne Vorkenntnisse die Vorgänge im Plenum kaum einordnen können.

Besuch an Plenartagen

Die Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg kommen in der Regel einmal im Monat an zwei aufeinander folgenden Tagen (Mittwoch und Donnerstag) zur Plenarsitzung zusammen. Der in der Übersicht genannte Ablauf kann aus organisatorischen Gründen kaum variiert werden. Der Wunsch, zu einem bestimmten Tagesordnungspunkt auf der Tribüne zu sein, kann nicht berücksichtigt werden, da die Einladung zum Besuch sechs Wochen vor der Sitzung erfolgt, die Tagesordnung jedoch frühestens eine Woche vor der Sitzung bekannt ist.

Die Einführung (ca. 30 Minuten), an der die Schüler gemeinsam mit anderen Besuchergruppen teilnehmen, beschränkt sich auf die Grundstrukturen der parlamentarischen Arbeit, eine kurze inhaltliche Einführung in die Tagesordnung und auf Hinweise zum Verhalten auf der Besuchertribüne. Aufgrund der Rahmenbedingungen ist eine intensive inhaltliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler nicht möglich. Dies führt häufig dazu, dass die Komplexität der behandelten Sachverhalte kaum erfasst und nur schwer nachvollzogen werden kann.

Hinweise für den Besuch im Landtag

 

Die folgende Zusammenstellung ermöglicht auch jenen den virtuellen Besuch im Landtag, für die es aus schulorganisatorischen oder anderen Gründen nicht möglich ist, den Landtag vor Ort zu besuchen. Anhand der Zusammenstellung können Antworten auf folgende Fragen erarbeitet werden:
  1. Auf welchen Wegen tritt der Landtag an die Öffentlichkeit?
  2. Wie kann die Öffentlichkeit erfahren, was aktuell im Landesparlament geschieht?
Übertragung der Landtagsdebatte per Livestreaming www2.landtag-bw.de/
aktuelles/landtag_live/index.asp
Tagesordnung der Plenarsitzungen www2.landtag-bw.de/aktuelles/
tagesordnungen/plenum.asp
Die neuesten Initiativen www2.landtag-bw.de/dokumente/
initiativen/index.asp
Publikationsliste des Landtags www2.landtag-bw.de/kontakte/
informationsmaterial/index.asp (mit Bestellfunktion)
Pressemitteilungen des Landtags www2.landtag-bw.de/aktuelles/
pressemitteilungen/index.asp
Homepages der vier Landtagsfraktionen www2.landtag-bw.de/fraktionen/index.asp
Pressemitteilungen der Landtagsfraktionen www2.landtag-bw.de/fraktionen/index.asp
Parlamentsdokumentation www2.landtag-bw.de/dokumente/index.asp
(mit der Möglichkeit der Volltextrecherche)
CD-ROM des Landtags: Edition 2002 mit virtuellem Rundgang www2.landtag-bw.de/kontakte/
informationsmaterial/index.asp (mit Bestellfunktion)

 

Das Schulklassenprogramm

Außerhalb von Plenumstagen bietet das zweistündige "Schulklassenprogramm" aus didaktischer, methodischer und entwicklungspsychologischer Sicht gegenüber einem Tribünenbesuch eine echte Alternative. Es ist handlungs-orientiert, methodisch abwechslungsreich, interaktiv, didaktisch auf das Abstraktionsniveau der Jugendlichen bis einschließlich zur 10. Klasse zugeschnitten. Daher empfiehlt der Besucherdienst den Landtagsbesuch in dieser Form. Für Klassen der Oberstufe ist erfahrungsgemäß der Besuch einer Plenumssitzung sinnvoll.

 

LMZ

Das Rollenspiel im Plenarsaal.
Die Jugendlichen wählen "ihren" Ministerpräsidenten.

 

A) Das Rollenspiel

Nach den organisatorischen Präliminarien gehen die Schülerinnen und Schüler in Begleitung ihrer Lehrer und des Besucherdienstes in den Plenarsaal und nehmen dort direkt auf den Sitzen der Abgeordneten Platz. Nach der Bestimmung eines "Landtagspräsidenten" und zweier "Schriftführer" wählen die Schülerinnen und Schüler in der neuen Rolle als Abgeordnete "ihren" Ministerpräsidenten. Dieser stellt nach der Ernennung seine "Regierungsmannschaft" zusammen. In den einzelnen Abschnitten des Rollenspiels erleben die Jugendlichen Aufgaben und Bedeutung verschiedener Funktionsträger: Landtagspräsident, Ministerpräsident, Fraktionsvorsitzender, Minister, Schriftführer, Stenograf. Begrifflichkeiten wie das Mehrheitsprinzip als demokratische Grundregel, die absolute Mehrheit, Fraktionsdisziplin, das Begriffstrio Legislative, Exekutive und Judikative u. v. m. werden direkt erfahrbar. Eine spezielle Vorbereitung auf das Spiel im vorbereitenden Unterricht ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

B) Der Film

In der aktuellen Form etwa 12 Minuten lang, zeigt der Film neben dem Wahlabend im Landtag und den Ergebnissen der Landtagswahlen vom 25. März 2001 die konstituierende Sitzung des Parlaments, die Wahl des Ministerpräsidenten sowie eine etwa fünfminütige Sequenz mit dem Titel "Etatrecht - das Königsrecht des Parlaments".

C) Das Abgeordnetengespräch

Elementarer Bestandteil in der Konzeption beider Besuchsprogramme (Schulklassen-/Plenarprogramm) ist die Begegnung mit (Wahlkreis-)Abgeordneten. Dem fast ausschließlich medial erworbenen Wissen über "die Politiker" wird eine reale Erfahrung, nämlich die direkte Begegnung in einem 30- bzw. 60-minütigen Gespräch mit einem oder mehreren Landtagsabgeordneten entgegengesetzt. Die langjährige Erfahrung zeigt: Vorurteile und Werteinstellungen ändern sich, wenn Schülerinnen und Schüler die Abgeordneten ihres Wahlkreises näher kennen lernen.

Da die Gesprächszeit knapp bemessen ist, sollte sie gut genutzt werden. Deshalb sollte sie Inhalte zum Gegenstand haben, die im persönlichen Gespräch mit den Abgeordneten besser als im Politikunterricht erfahrbar sind. Am Beispiel der Diäten betrachtet, gehört die Frage des Verdienstes der Abgeordneten (sowie die Einordnung der Summe) aufgrund der verfügbaren Publikationen zu diesem Thema wohl in die Unterrichtsvorbereitung. Mit solchem Vorwissen ausgestattet, startet die Diskussion auf ganz anderem Niveau: Nicht "Was verdienen die Abgeordneten denn?", lautet die Frage, sondern vielleicht "Verdienen die Abgeordneten denn das, was sie bekommen?"

 

Lehrerseminar: Der Landtag als Lernort

Der Landtag bietet jedes Frühjahr in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg ein Lehrerseminar "Der Landtag als Lernort" an.

Anmeldung per Mail oder auf dem Postweg über die Landeszentrale für politische Bildung, Referat Zukunft und Bildung, Herr Robert Feil (Tel.: 07125/152-139 oder robert.feil@lpb.bwl.de)

 

Zwei Grundformen des Abgeordnetengesprächs3

  1. Die "Querbeet-Diskussion" ist abgeleitet aus Fragen, die unmittelbar "vor Ort" entstehen und interessieren. Hier besteht die Gefahr, dass die Schülerinnen und Schüler sich nicht trauen, Fragen zu stellen (große Gruppe, ungewohnte Umgebung). Daher empfiehlt der Besucherdienst, auf jeden Fall einige Einstiegsfragen vorzubereiten.

  2. Die im Unterricht vorbereitete gezielte "Befragung und Diskussion": Je nach Interesse der Schülerinnen und Schüler stehen dabei eher die Abgeordneten mit ihrem persönlichen und/oder politischen Werdegang, ihren Motivationen und Lebensumständen im Mittelpunkt. Oft werden sie um die Darlegung der eigenen (Fraktions-)Position zu allgemein politischen bzw. regionalen Fragestellungen gebeten. Von Vorteil ist es, wenn die Schülerinnen und Schüler bereits wissen, für welche Aufgaben der Landtag zuständig ist und welche Entscheidungsbefugnisse er hat. Mit Blick auf die unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte kann es zudem hilfreich sein, den Abgeordneten die Themen vorab zu benennen (vgl. die Interviews mit Abgeordneten in B 17).

  3. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben der Abgeordneten kommt es manchmal vor, dass sich ein Parlamentarier vertreten lassen muss. Dies sollte bei der Vorbereitung auf den Landtagsbesuch beachtet werden.

 

Schülerwettbewerb des Landtags

Der Landtag von Baden-Württemberg hat bereits im Jahr 1957 den "Schülerwettbewerb des Landtags zur Förderung der politischen Bildung" ins Leben gerufen. Mit der Durchführung des Wettbewerbs ist die Landeszentrale für politische Bildung beauftragt. Der Wettbewerb richtet sich alljährlich an alle Schülerinnen und Schüler Baden-Württembergs ab der 9. Klasse (Altershöchstgrenze 25 Jahre). Die jungen Menschen werden aufgefordert, sich mit den unterschiedlichsten politischen Fragestellungen zu beschäftigen.

Zu gewinnen gibt es Reisen ins europäische Ausland, aber auch Geld- sowie Buch- und Sachpreise. Teilnehmende Lehrerinnen und Lehrer und ihre Schulen erhalten Anerkennungen.

Die aktuellen Themen, Ausschreibungsbedingungen sowie weitere Informationen zum Wettbewerb bei:

Frau Monika Greiner (Tel.: 0711/164099-25 oder monika.greiner@lpb.bwl.de)

www.schuelerwettbewerb-bw.de

 

 

 

Erster Jugendlandtag in Baden-Württemberg 2002


 

Im Landesjubiläumsjahr 2002 fand der erste baden-würt-tembergische Jugendlandtag statt. 120 engagierte Jugendliche, darunter auch Jugendgemeinderäte, trafen sich auf Einladung des Landtagspräsidenten Peter Straub, um über landespolitische Zukunftsthemen zu diskutieren - auch und so oft wie möglich mit den "echten" Abgeordneten.

Wo sonst Erwachsene über die Geschicke des Landes beraten und entscheiden, hatten nun drei Tage lang die 16- bis 21-Jährigen Gelegenheit, ihre eigene Meinung vorzustellen, zu debattieren und in thematischen Arbeitsgruppen zu beraten. Schließlich einigten sich die "Abgeordneten" auf eine Resolution, die zum Abschluss des Jugendparlaments mit Delegierten aller Fraktionen diskutiert wurde.

Der erste Jugendlandtag, initiiert und durchgeführt vom Landtag Baden-Württemberg und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, war eine Veranstaltung von Jugendlichen für Jugendliche. Ein Expertenteam von Jugendlichen, zusammengestellt und betreut von der Landeszentrale für politische Bildung, hatte das Programm entwickelt und somit gewährleistet, dass es den Anliegen der jugendlichen Teilnehmenden entgegenkam. Mit einer eigens entwickelten Internetseite (www.jugendlandtag.de) wurde das einzigartige Projekt unterstützt und beworben.

 

 

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