Zeitschrift Der Landtag von
Heft
4/2004, |
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Das Parlament im Dialog mit der Öffentlichkeit
Es gilt die alte Handwerksregel: Bad news are good news. Deshalb zeiht das Publikum die Journalisten gern der Miesmacherei ... Wo, tatsächlich, bleibt das Positive? Die Leute haben Recht, trotzdem offenbart sich in dieser Kritik ein fundamentales Missverständnis. Die Medien halten der Welt zwar den Spiegel vor, aber sie bilden die Realität nur im Ausschnitt ab. Wer seine Weltsicht nur aus den Medien bezieht, muss tatsächlich der Depression verfallen. ... Man könnte in den Medien allemal ein schöneres Bild der Welt zeichnen. Man könnte über heile Familien berichten statt über Mord und Totschlag im privaten Kreis. Man könnte erzählen, wie es in einer Bank aussieht, denn normalerweise findet dort nicht ein Überfall statt; man könnte minutiös darstellen, wie es beim Daimler Tag für Tag zugeht, wie fleißige Menschen in der Verwaltung ihren Job erledigen ... Doch wie langweilig wäre das! Nein, das, was klappt, möge klappen. Interessant ist halt nicht das Gewöhnliche, sondern das Ungewöhnliche. Und wenn das Ungewöhnliche eine gute Nachricht ist - umso besser. Zumeist aber sind es Probleme, Krisen, Katastrophen, die berechtigte Neugier wecken. Stuttgarter Zeitung vom 27. Dezember 1997 (Joachim Worth- mann)
... Ich habe in den ... Jahren meiner Zugehörigkeit zum Landtag von Baden-Württemberg den Eindruck gewonnen, dass nicht nur das Landesparlament, sondern auch der landespolitische Journalismus an Auszehrung leidet. Nach meiner Beobachtung sind dafür drei voneinander unabhängige, aber kumulativ wirkende Entwicklungen verantwortlich. Eine landespolitische, eine journalistische und eine gesellschaftliche: Zum Ersten ist der landespolitische Journalismus abhängig vom Objekt seiner Berichterstattung. Der Bedeutungsverlust der Landespolitik, besonders aber der Länderparlamente, ist mittlerweile so unübersehbar, dass eine Kommission zur Reform des Föderalismus einberufen wurde. Das ist die landespolitische Komponente. Zum Zweiten sind die Medien, besonders die Tageszeitungen, vor drei Jahren unvermittelt in eine tiefe ökonomische Krise gestürzt. Der daraus resultierende Rationalisierungsdruck erfasst alle Ressorts und ganz besonders jene, die ohnehin einem Rechtfertigungszwang ausgesetzt sind. Landespolitik wird mehr und mehr auf Agenturmeldungen reduziert, und diese Agenturen sparen selbst am Personal. Das ist die journalistische Komponente. Zum Dritten sind Politik und Journalismus einem gesellschaftlichen Trend zu Trivialisierung, Personalisierung und Unterhaltung ausgeliefert. Wo schon bundespolitische Themen kaum mehr in gebotener Sachlichkeit zu vermitteln sind, bleiben landespolitische Argumente und Informationen vollends auf der Strecke. Selbst der Sprechblasen-Journalismus der BILD-Zeitung hat ein Problem, denn wer interessiert sich wirklich für die Affären von Ministern, die niemand kennt? ... Boris Palmer MdL, in: 50 Jahre Landespressekonferenz Baden-Württemberg, hrsg. vom Vorstand der LPK Baden-Württemberg e. V., Stuttgart 2004, S. 15.
ARBEITSAUFTRÄGE A 28 - A 31
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