Zeitschrift 

Politische Denkmäler

Vier Stuttgarter Denkmäler:
Idee und Wirkung

Denkmäler für demokratische Politiker
 

Heft 4/2002, 
Hrsg.: LpB

 



 

Inhaltsverzeichnis

Denkmäler vor Ort

 

Aus dem Blickwinkel der Realschule

In den meisten Schulorten gibt es Denkmäler. Sie sind vielleicht nicht so spektakulär und sicher auch nicht so gut dokumentiert wie das Stuttgarter Ensemble. Aber was hier exemplarisch erarbeitet wurde, kann im ganzen Land angewendet werden; es kann auch bei jüngeren Schülern Interesse für die Denkmäler des Heimatortes oder der Region wecken.

Denkmäler im laufenden Unterricht

In Klasse 7 steht in Gemeinschaftskunde das Thema Gemeinde und Landkreis im Lehrplan. Dabei kann es in einer Stunde auch um die Denkmäler des Schulortes gehen, da sie etwas über die Gemeinde und ihre Geschichte aussagen, darüber, was die Bürger früher für wichtig hielten und was auch heute noch seine Bedeutung haben kann. Denkmäler müssen auch gepflegt werden; deshalb kann man fragen: Was sind sie ihrer Gemeinde wert? Wo steht das im Haushaltsplan? Werden die vorhandenen Denkmäler noch beachtet oder genutzt - als Treffpunkte, für Feierstunden, für die Touristikwerbung oder anders?

Die Identifikation mit dem Wohnort - die "Heimatliebe" - gilt als Unterrichtsprinzip in allen Schuljahren und Fächern. Die Schule muss sich auch nach außen öffnen und alle Lernchancen nutzen, welche die eigene Gemeinde bietet. An einem Beispiel aus Reutlingen erläutern wir die mögliche Umsetzung: Am Reutlinger Bahnhofsvorplatz steht ein Denkmal von Friedrich List, der in Reutlingen geboren wurde. Einmal im Jahr legen die Stadtoberen dort einen Kranz zum Gedenken an den großen Sohn der Stadt nieder, oft zusammen mit einer Delegation der Partnerstadt Reading in USA, jenem Ort, an dem List im Exil lebte. Auch der Reutlinger "Liederkranz", der das Denkmal gestiftet hat, wirkt mit. Natürlich wird im Geschichtsunterricht, wenn es um das 19. Jahrhundert geht (Industrialisierung, Restauration, Kleinstaaterei) das Denkmal Friedrich Lists mit der Klasse betrachtet. Ähnliches gilt für die Denkmäler der deutschen Kaiser, die Reutlingen zur Freien Reichsstadt machten und den Handwerkern besondere Rechte verliehen. Diese Denkmäler schmücken die Stadtbrunnen und den erst später geschaffenen Zunftbrunnen. Diese Monumente gehören zum Unterrichtsthema Stadt im Mittelalter. Eine von Schülern gestaltete Tafel, die an Reutlingens jüdische Einwohner erinnert, hat ihren festen Platz im Unterricht über das "Dritte Reich".

In anderen Orten gibt es Denkmäler von Musikern, Dichtern, Erfindern, Forschern oder Politikern. Sie könnten dann jeweils im Musik-, Deutsch-, Chemie- oder Geographieunterricht ihre Rolle spielen. Natürlich steht bei diesem Vorgehen nicht das Denkmal als Selbstzweck im Mittelpunkt. Aber es verankert den Unterrichtsstoff im Lebensumfeld der Schüler, es dient der Motivation, der Anregung zum Nachdenken: Denk mal, was du da siehst, was das mit deiner Stadt zu tun hat.

Vorschläge für Projektarbeit

Bei dem Projekt Denkmäler unserer Heimatstadt können Schülergruppen folgende Aufgaben bekommen: Die Schüler unternehmen einen Stadtrundgang. Dabei zeichnen sie alle vorhandenen Denkmäler in einen Stadtplan ein; dazu erstellen sie eine Legende zur Orientierung, welche Denkmäler an welchem Ort stehen.

Eine andere Gruppe bereitet ein Stadtspiel für den Besuch der Austauschschüler vor, in dem Denkmäler und ihre Bedeutung eine wichtige Rolle spielen.

Eine Schülergruppe befragt Passanten, um zu erfahren, ob sie die Denkmäler ihrer Stadt kennen, was sie von den dargestellten Personen wissen und was sie überhaupt von Denkmälern halten. Andere Schüler stellen fest, welche Motive die Stadt für ihre Touristikwerbung verwendet. Welchen Stellenwert haben dabei die Denkmäler? Werden sie in den Informationsbroschüren des Ortes oder auf der Internetseite beschrieben und erklärt? Welche Rolle spielen sie bei einer Stadtführung?
Die Schüler werben mit Hilfe der Denkmäler für ihre Stadt. Sie entwickeln Vorschläge für ein Plakat, ein Faltblatt oder eine Internetseite.

Andere notieren alle Inschriften und Jahreszahlen und erforschen mit Hilfe von Lexika, Internet, Heimatbüchern, Geschichtsdarstellungen, wer die mit dem Denkmal geehrte Person ist, in welcher Beziehung sie zu dem Ort steht, welche Überlegungen für die Denkmalsstifter wohl maßgebend waren, welche Form der Darstellung der Künstler gewählt hat.

Bei einer Gruppenarbeit kann jede Gruppe ein ausführliches Referat zu einem Denkmal erarbeiten. In den oberen Klassen wäre das ein Thema für die Jahresarbeit.

Aus den Arbeitsergebnissen können sogar Spiele entwickelt werden: Welcher Kopf gehört auf welchen Sockel? Welche Inschrift gehört zu welchem Denkmal? Wer steht an welchem Platz?

Wenn der Deutschlehrer am Projekt mitarbeitet, können auch Anregungen zum Schreiben entwickelt werden. Beispiele: Die auf dem Denkmal dargestellte Person berichtet als Ich-Erzähler über ihr Leben, wie sie sich als Denkmal fühlt, was sie über die Stadt heute denkt. Oder man spielt ein fingiertes Interview durch: Ein Schüler befragt die Person, ein anderer versetzt sich in deren Lage und gibt die Antworten, die natürlich vorbereitet werden müssen: Warum stehen Sie hier, was haben Sie für die Stadt getan, würden Sie lieber an einer anderen Stelle oder in einer anderen Stadt stehen, würden Sie heute gerne in unserer Stadt leben? Ein produktionsorientierter Literaturunterricht kennt sehr viele solcher Anregungen, vom Erfinden von Reden, Briefen, Spielszenen, die gewöhnlich alle, entsprechend vorbereitet, den Schülern nicht nur Spaß machen, sondern auch zu guten Ergebnissen führen.

Schüler erarbeiten Vorschläge, welche Denkmäler sie heute aufstellen würden, welchen Personen sie gelten sollten, in welcher Pose sie darzustellen und aus welchem Material sie zu fertigen wären. Ihre Ideen können sie zeichnen, modellieren, beschreiben oder per Computer simulieren. Sie stellen ihre Arbeiten in einer kurzen Rede vor, machen Werbung für ihre Ideen, befragen andere darüber, suchen einen möglichst passenden Standort im Stadtgebiet und überlegen sich eine mögliche Finanzierung. Zu denken ist dabei auch an das WVR-Projekt (Wirtschaften, Verwalten und Recht), an dem sich alle Realschüler zwischen dem achten und zehnten Schuljahr mindestens einmal beteiligen sollen. Die Frage der Finanzierung wäre eine Vorübung dazu.

Manche der genannten Möglichkeiten erscheinen vielleicht auf den ersten Blick als Spielerei. Doch schon bei dem ersten scheinbar simplen Vorschlag des Stadtrundganges müssen die Schüler einen Stadtplan lesen und sinnvoll nutzen lernen. Sie müssen sich Symbole zum Einzeichnen ausdenken, eine Legende entwickeln, das Ganze also für andere durchschaubar machen. Die Befragung von Passanten gelingt nur, wenn man sich vorher mit der Materie auseinandersetzt, um die richtigen Fragen stellen zu können. 

Karin Schröer

 

 


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