Zeitschrift Die sechziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland |
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D 4 Forderungen der Studentenbewegung Verbesserung der Situation an den Hochschulen (Ausstattung, mehr Dozenten, Reform der Inhalte) Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler bei allen die Schule betreffenden Entscheidungen Selbstbestimmung der Menschen (Leben nach den eigenen Interessen und Bedürfnissen) Vollbeschäftigung, Arbeitszeitverkürzungen und "gerechter" Lohn Auflösung der Einzelfamilie, Herstellung von Familienverbänden (später: Kommunen) intensiver und kritischer Dialog zwischen der Regierung und den "Massen des Volkes" Schaffung eines neuen - sozialistischen - Bewußtseins demokratische Kontrolle der Presse, Überführung der Verlage in öffentliches Eigentum (insbesondere: Auflösung des Springer-Konzerns) Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft Herrschaft der Produzenten (Arbeiter) über die Produkte Fundamentaldemokratisierung der Gesellschaft (Basisdemokratie) Abschaffung des bestehenden parlamentarischen Systems Möglichkeit der jederzeitigen Abwahl der Repräsentanten durch das Volk Selbstbestimmungsrecht für alle Länder Unterstützung der Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt sofortiger Abzug der USA aus Vietnam D 5 Standpunkte zur APO a) Arnulf Baring: Die krasse Emotionalität der Masse der Mitglieder der Studentenbewegung ging so weit, dass man sich fragen musste, ob die Bewegung wegen ihrer Einseitigkeit nicht eigentlich unpolitisch, vorpolitisch sei. Machtwechsel, Stuttgart (Deutsche Verlagsanstalt) 1982, S. 85. b) Karl Dietrich Bracher: Die neuerliche Verunsicherung des politischen Denkens, die im Laufe der sechziger Jahre zu einer Welle der Re-Ideologisierung führte, kam nicht nur von außen, sie war eine Identitätskrise, die nicht zuletzt mit dem Generationswechsel zusammenhing, und sie wandte sich vor allem gegen den konservativ-rationalen Charakter der westlichen Wiederaufbau-Gesellschaft. Zeit der Ideologien, Stuttgart (Deutsche Verlagsanstalt) 1982, S. 292. c) Reinhard Schmoeckel/Bruno Kaiser: Die "Außerparlamentarische Opposition" ... war keine demokratische Opposition im Sinne des Grundgesetzes..., sondern sie war von Anfang an und vom Grundsatz her eine Opposition gegen das gesamte Parlament, gegen die parlamentarische Demokratie überhaupt. Das Ziel war nicht eine andere Regierung, sondern die Abschaffung des Staates schlechthin. Die vergessene Regierung, Bonn (Bouvier) 1991, S. 249 f. d) Peter Borowsky: Die Versäumnisse im Bereich des Bildungs- und Erziehungswesens wurden von der APO als Zeichen für den mangelnden Willen und die allgemeine Unfähigkeit des "Establishments" zur Reform gewertet. Da von den Parteien und Parlamenten keine Anstöße zur Reform zu erwarten waren, mussten diese von außerhalb der Parlamente gegeben werden. Deutschland 1963-1969, Hannover (Fackelträger) 1983, S. 87. e) Ingrid Karsunke/Markus Michel: Es war ein gewaltiger Traum, aber nur ein kurzer Rausch. Bewegung in der Republik 1965-1984, Berlin 1985, S. 120. f) Volkhard Brandes: 1968 - Ein Jahr ist zum Mythos geworden. Von manchen verklärt, von anderen mit Schrecken erinnert. Wie der Stein ins Rollen kam, Frankfurt/M. (Brandes und Apsel) 1988 (Verlagsankündigung) D 6 Voraussetzung "Wenn ihr Marx nicht mal gelesen habt, kann ich mit euch auch nicht diskutieren." Zeichnung: Kurt Halbritter D 7 Ein Kultbuch Aus dem Roman von Bernward Vesper: Die Reise "Ich werde ein Buch schreiben", sagte ich zu Burton. "The title of the book will be hate." Ich hasse Dubrovnik. Ich hasse Deutschland. Ich hasse dieses herumrollende Gemüse. Ich hasse Autos. Ich hasse Straßen. Ich hasse Berlin. Ich hasse Kinder. Ich hasse meinen Vater. Ich hasse alle, die mich zur Sau gemacht haben. Ich hasse meine Lehrer und so weiter. 150-200 Seiten. Und irgendwo, um der Dialektik Genüge zu tun, ich liebe mich - aber das sollte ja erst herausgefunden werden, oder ob es günstiger war, sich nach dieser Geschichte aufzuhängen? Ich merkte, dass dies eine gute literarische Geschichte war, an deren Ende die Szene auf der nächtlichen Straße, als der Mond über dem Golf stand und ein "allen unbegreiflicher, tragischer Selbstmord" sich sehr gut machen würde. Die Reise. Romanessay, Jossa (März-Verlag) 1977, S. 10. (c) März, 86925 Fuchstal D 8 Der 2. Juni 1967 Leider ist uns eine Veröffentlichung im Internet nicht erlaubt Der Spiegel vom 2. Juni 1998, S. 109-111 D 9 Die Vision a) Rudi Dutschke: Wir können eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen hat, eine Welt, die sich auszeichnet, keinen Krieg mehr zu kennen, keinen Hunger mehr zu haben, und zwar in der ganzen Welt. Darum werden wir kämpfen. b) Mario Savio: Es ist nicht so wichtig, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, als die Gesellschaft so zu gestalten, dass man in ihr auch einen Platz haben möchte. Rudi Dutschke war Vorsitzender des SDS und einer der wichtigsten Theoretiker der deutschen Studentenrevolte. Mario Savio war einer der Protagonisten des Protests an der Kalifornischen Staatsuniversität Berkeley. (a) Karl-Heinz Heinemann/ Thomas Jaitner: Ein langer Marsch. 1968 und die Folgen, Köln 1993, S. 8. (b) Hilmar Hoffmann/ Heinrich Klotz (Hg.): Die Sechziger, Düsseldorf 1987, S. 30. D 10 Aufstand gegen das Establishment Leider ist uns eine Veröffentlichung im Internet nicht erlaubt Der Spiegel vom 2. Juni 1998, S. 112. |
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