Zeitschrift 

Regionen in
Baden-Württemberg

BAUSTEIN B

Schüler entdecken
ihre Region

Heft 1/2001 , Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis 

 

Baden-Württemberg besteht aus einer Vielzahl kleiner Regionen. Ihre Größe wird man mit Hermann Bausinger in der Größe mehrerer Landkreise ansetzen. Diese Regionen grenzen sich nach mehreren Gesichtspunkten von dem weiteren Umfeld ab.

Abgrenzungsmerkmale einer Region

  • Prägende Landschaftsteile wie zum Beispiel: Bodensee, Feldberg, Albtrauf, der Bussen als der "heilige Berg" Oberschwabens
  • Markante Gebäude wie der Stuttgarter Fernsehturm, das Heidelberger Schloss oder das Freiburger Münster
  • Pragmatische Bezüge zu einem oder mehreren Orten in dieser Region: Einkauf oder Freizeiteinrichtungen
  • Erledigung von Verwaltungsgeschäften beim zuständigen Landratsamt
  • Wichtige Vereine, die als Aushängeschilder und Repräsentanten der Region angesehen werden, insbesondere Fußballvereine
  • Stolz auf bestimmte historische Figuren oder Ereignisse in der Region: die Erinnerung an die Revolution von 1848/49 in Baden oder die Reminiszenzen an den Bauernkrieg von 1525 in Oberschwaben
  • Stolz auf bestimmte "mentale Errungenschaften" der Region, sei es als Selbstbild oder als Fremdzuschreibung, zum Beispiel auf die badische Liberalität und Großzügigkeit oder auf das schwäbische Tüftlertum

Die Kleinräumigkeit als baden-württembergische Besonderheit macht es notwendig, die Schüler auf diese besonders interessante Identitätsebene aufmerksam zu machen. Um davon eine Vorstellung zu geben, wird hier die Kleinregion Ulm präsentiert. Die angebotenen Bilder, Karten und Fotos sollen auf Identifikationsobjekte aufmerksam machen, wie sie auch in anderen Kleinregionen vorkommen.

Es sind zugleich Aspekte, die eine sichtbare Form regionaler historischer Identität darstellen: Das Ulmer Münster, der Ulmer Spatz, der Schwörmontag und das Nabada sowie die Erinnerungen an Albrecht Berblinger, den "Schneider von Ulm". Allen diesen Beispielen ist gemeinsam, dass sie Elemente der regionalen Geschichte transportieren, die den Bewohnern als bedeutsam erscheinen. Ein markantes historisches Gebäude und historische Ereignisse sind hier ein gewichtiger Kristallisationskern für regionale Identität, nicht dagegen - wie beim Schwarzwald - die Landschaft. 

Unterrichtspraktische Hinweise

Ideal ist eine Unterrichtskonzeption, die nicht nur die Anwendung dieser Kriterien, sondern auch ihre Entdeckung zum Gegenstand macht. Dies kann dadurch geschehen, dass die Schüler zunächst ihre eigene Region definieren, wobei darauf zu achten ist, dass der abgegrenzte Raum nicht allzu klein ausfällt und nur mit dem Wohnort identifiziert wird. In einem zweiten Schritt könnte man fragen, was diese Region vor anderen auszeichnet, was sie von anderen abgrenzt, positiv oder negativ unterscheidet.

Folgende Schritte sind denkbar. Die Schüler tragen in die Baden-Württemberg-Karte die Region ein, die ihnen als besonders gut vertraut, als Heimat erscheint. Dabei stellt sich vermutlich heraus, dass innerhalb der Klasse ein hohes Maß an Übereinstimmung über die Abgrenzung der eigenen Region besteht. Durch ein Overlay-Verfahren bei der Präsentation verschiedener Vorschläge zur Abgrenzung der subjektiv definierten Region kann offensichtlich werden, dass die scheinbare Subjektivität offenbar objektive Züge trägt. Es ist daher zu vermuten, dass bestimmte Faktoren objektivierbar sind. Damit wird eine Bestimmung des Profils der Region möglich. Wichtig ist, dass den Schülern bewusst wird, dass eine große Anzahl von Grenzlinien bereitliegt, die der Einzelne entweder als unwichtig oder als relevant ansehen kann - je nach seiner persönlich gefärbten Vorstellung von Regionalidentität.

Die Schülerinnen und Schüler versuchen zunächst, ihre Region in der Karte zu skizzieren und überlegen sich dann, welche Ausdehnung ihre individuell definierte Region hat. Sie fragen sich dabei, was ihnen als vertraut, was als eher fremd erscheint. Nach diesem Arbeitsschritt können sie sich Gedanken darüber machen, warum sie diese Region so abgegrenzt haben. Sie finden dadurch heraus, was dieser Region Profil verleiht, wo ihr Mittelpunkt liegt, was ihnen an ihrer Region wichtig ist.

Dass reichsstädtische, klosterherrschaftliche, vorderösterreichische oder altwürttembergische Traditionen trotz vielfacher anderer Einflüsse bis heute nachwirken können, sollte an Beispielen des Alltags aus der eigenen Region gezeigt werden. Im Falle von Ulm ist das Logo des SSV Ulm beispielsweise in den alten reichsstädtischen Farben Weiß-Schwarz gehalten.

Mögliche Aufgaben

Was macht Ulm als Stadt so bekannt? Worauf sind die Ulmer stolz? Was bietet Ulm für seine Bewohner und die des Umlandes? Welches Interesse haben wohl Schüler des Umlandes an der Stadt Ulm? Es fällt nicht schwer, diese Aufgaben auf die jeweils eigene Region zu übertragen. Trage deine eigene Region in die Baden-Württemberg-Karte ein. Überlege dir, was dich mit ihr verbindet. Stelle eine Collage zusammen, die über deine Region informiert. Entwirf einen Prospekt für die Tourismuswerbung.

 


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