Zeitschrift 

Regionen in
Baden-Württemberg

A  1 bis A  3
Regionale Verwurzelung trotz Mobilität 

Heft 1/2001 , Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis 

 

A 4

Der SC Freiburg

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A 5

Herkunft der Stadionbesucher

 

Angelika Mölbert / Clemens Ottmers / Dagmar Hinze / Andreas Gräff: Regionales Bewusstsein der Stadionbesucher des SC Freiburg. Eine Studie des Seminars für Wissenschaftliche Politik an der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Sport-Club Freiburg e.V. (Wintersemester 1995/96), S. 54

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A 6

Als was fühlt sich der Zuschauer?


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Studie (vgl. A 5), S. 10

 

A 7

Die typische SC-Besucherin

Charakterisierung der durchschnittlichen SC-Besucherin (26 Prozent)

  • seit Ø 3,3 Jahren SC-Fan aus sportlichen Gründeimg296.gifn
  • Stadionbesuch seit Ø drei Jahren
  • besucht "ab und zu" Auswärtsspiele
  • ist Ø 29 Jahre alt
  • ist in Freiburg geboren
  • wohnt seit Ø 16,3 Jahren in Freiburg
  • hat Mittel-/Realschulabschluss
  • ist von Beruf "Sonstige Angestellte"
  • besucht Spiele mit Ø vier bis fünf Personen gemeinsam
  • hat eine Stehplatzkarte
  • kennt Ø vier bis fünf Strophen des Badner-Liedes
  • kann Ø eine Strophe auswendig und singt wegen der Stimmung mit
  • singt das Badner-Lied nur im Stadion mit
  • fühlt sich am ehesten als Deutsche und am geringsten als Weltbürgerin
  • möchte UEFA-Cup-Spiele im Stadion sehen
  • freut sich über KSC-, jedoch weniger über VfB-Siege
  • empfindet eine Niederlage des SC unter dem sportlich-rationalen Aspekt
  • möchte nicht als "Schwäbin" bezeichnet werden

 

A 8

Männliches Besucherprofil

Charakterisierung des durchschnittlichen (männlichen) SC-Besuchers (74 Prozent)

  • seit Ø 7,4 Jahren SC-Fan aus sportlichen Gründenimg297.gif
  • Stadionbesuch seit Ø 6,5 Jahren
  • besucht "ab und zu" Auswärtsspiele
  • ist Ø 33 Jahre alt
  • ist in Freiburg geboren
  • wohnt seit Ø 19 Jahren in Freiburg
  • hat Volks-/Hauptschulabschluss
  • ist von Beruf "Sonstiger Angestellter"
  • besucht Spiele mit Ø fünf Personen gemeinsam
  • hat eine Stehplatz-Dauerkarte
  • kennt Ø fünf Strophen des Badner-Liedes
  • kann Ø ein bis zwei Strophen auswendig und singt wegen der Stimmung mit
  • singt das Badner-Lied nur im Stadion mit
  • fühlt sich am ehesten als Badener und am geringsten als Weltbürger
  • möchte UEFA-Cup-Spiele im Dreisamstadion sehen
  • freut sich über KSC-, jedoch weniger über VfB-Siege
  • empfindet eine Niederlage des SC unter dem sportlich-rationalen Aspekt
  • möchte nicht als "Schwabe" bezeichnet werden

 

A 9

Im Stadion des SC Freiburg


Anzeigetafel im Dreisam-Stadion mit Badner-Lied 

 

A 10

Wer singt mit?


Mitsingen beim Badner-Lied nach ausgewählten Berufsgruppen

Derzeitige Tätigkeit

Mit-
singer

Nicht-
singer

Kleine/mittlere Selbstständige

6,4%

3,0%

Leitende Angestellte

9,9%

14,2%

Sonstige Angestellte

30,2%

21,6%

Facharbeiter

15,7%

7,5%

Schüler/Studenten

18,3%

32,1%

Übrige Tätigkeitsgruppen zusammengefasst

19,5%

21,6%

Summe

100%

100%

Studie zum Regionalbewusstsein, (vgl. A 5) S. 13

 

A 11

Gründe für das Mitsingen


53,8%

20,5%

21,9%

3,8%

wegen der Stimmung im Stadion

wegen der Zusammengehörigkeit zum SC

wegen der Verbundenheit zu Baden,

wegen der schönen Melodie und des Textes

Studie ..., (vgl. A 5) S. 14

A 12

Die regionale Verwurzelung des Profi-Fußballs

 

Interview mit Hanno Franke, Marketingabteilung des SC Freiburg

Inwieweit sind Fußballvereine - auch Profi-Klubs - regional verwurzelt?

Franke: Fußballklubs sind in erster Linie regional verwurzelt. Da gibt es nur wenige Ausnahmen: Beispielsweise Bayern München oder, mit Abstrichen, Borussia Dortmund. Die Profiabteilungen sind eng mit den Vereinen verbunden. Diejenigen, die im Verein arbeiten, haben ein regionales Bewusstsein. Ausnahme sind die Spieler. Bei den Profispielern gibt es diese regionale Verwurzelung nicht mehr. Für die Mannschaft ist es völlig egal, woher der Spieler kommt - solange er in die Mannschaft passt und gut spielt.

Ist das auch für die Fans kein Thema?

Nein, überraschenderweise nicht. Andersherum jedoch identifizieren sich die Fans selbst auf einer regionalen Schiene mit ihrem Verein. Ein Fan, auch wenn er nach Amerika auswandert, verliert nie ganz seine Verbundenheit zu seinem Verein. Er identifiziert seine alte Heimat mit dem Verein. Da verknüpft sich die Bindung zu seiner Heimatregion mit der Bindung zum Verein. Zum Heimatdenken vieler gehört der Fußballverein dazu.

Und bei Misserfolg? Wird da bei einer zusammengewürfelten Mannschaft nicht eher Frust bei den Fans laut?

Das hängt dann mit dem Gehalt der Spieler zusammen, nicht mit ihrer Herkunft. Ab und zu gibt es rassistische Ausreißer. Normalerweise werden aber die eigenen Spieler von den Anhängern ohne Wenn und Aber angenommen.

Regionale Identität heißt auch, dass hinter bestimmten Begriffen mehr steht, als sie dem Wortsinn nach bedeuten. Der SC Freiburg wird mit mehr verbunden als nur mit Fußball: Akademikerklub, beschaulich, das Dreisamstadion mitten in der Natur, Solarzellen auf dem Dach. Ist dieses Image authentisch oder wird es bewusst in Szene gesetzt?

Der SC Freiburg wird ein Stück weit instrumentalisiert: als Aushängeschild, um Aufmerksamkeit auf die Stadt zu richten. Aber auch der Verein selbst hat das Interesse, verwurzelt zu sein. Das ist wichtig für die Akzeptanz in der Stadt, wenn an den Spieltagen Chaos in der Innenstadt herrscht. Aber auch dafür, dass sich die Spieler hier wohl fühlen. Am Beispiel Bayer Leverkusen kann man sehen, wie wichtig die Verwurzelung des Vereins in der Region oder in der Stadt ist. Die haben am Anfang vor 3000 bis 4000 Zuschauern gespielt, weil es einfach keine Verbundenheit mit dem Verein gab. Und dann haben sie intensiv daran gearbeitet. Denn so etwas ist gefährlich: Da fehlt die Stabilität, dass Fans auch dann kommen, wenn ihr Verein ein paar Spiele hintereinander verloren hat. Auch für die Unterstützung durch Sponsoren ist die regionale Verwurzelung wichtig. Nur wer regional eingebunden ist, bekommt regionale Sponsoren. Nur wer regionale Sponsoren bekommt, ist für große Sponsoren interessant.

Kann ein Fußballverein Sympathie in der Region wecken? Etwa durch Test- oder Freundschaftsspiele gegen Vereine aus der Umgebung?

Das ist keine große Strategie von uns, sondern ergibt sich von alleine. Man darf nämlich auch nicht den Fehler machen, zu sehr diesen Regio-Effekt nutzen zu wollen. Das kann bei den Angesprochenen Skepsis auslösen. Nach dem Motto: "Alleine schaffen die es nicht, sympathisch zu wirken, deshalb hängen sie sich an etwas dran." Fußball ist etwas sehr Emotionales, die Leute haben deshalb ein Gespür dafür, ob etwas aufgesetzt oder inszeniert ist.

Stichwort Badnerlied: Diese Hymne der Region wird bei jedem Heimspiel gesungen. Da scheint regionale Identität greifbar. Hat das eine jahrzehntelange Tradition?

Nein, das wurde im Jahr des Aufstiegs in die erste Liga eingeführt. Beim Badnerlied sind die Zuschauer gespalten. Die eine Hälfte findet es super, anderen ist es zu pathetisch und altmodisch. Viele finden es trashig, schräg und schön zum Mitsingen. Anderen gefällt es, weil sie sich als Badener fühlen. Vielen ist gerade dieses Badische wichtig am SC Freiburg. Vor allem den Fans, die nicht direkt aus der Stadt, sondern aus der näheren Umgebung kommen - und die machen einen sehr großen Anteil bei den Stadionbesuchern aus.
Interview: Martin Pfefferle

 

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Jan Ullrich

Anja Fichtel

Martin Schmitt

Jürgen Klinsmann

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Die hier abgebildeten Sportler gelten als Baden-Württemberger. Was verbindet sie mit der Region, der sie zuzuordnen sind?
Bilder A 13 bis A 16: dpa

 


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